Von Patrick FAUCHERON, 68804 Altlussheim   p.faucheron (at) web.de
(click to enlarge) Erfahrungsbericht mit einigen Fotos meines Heizungsprojektes 2006.

Die Heizungkosten steigen weiter und weiter ! Was tun ?
Weg von der Abhängigkeit von Öl- und Gaslieferanten und Heizkosten drastisch senken , Egal was es kostet !

Unser Haus wurde 1979 gebaut, hat 1,5 Stockwerke und rd. 180 m2 Wohnfläche. Das Mauerwerk besteht aus 36 cm dicken Porotonsteinen mit einem Wärwewert (= U-Wert) laut fa. Poroton von 0,76. Die Heizung basierte auf einen großen Buderus Ölkessel mit konventionellen Heizkörpern. Der Ölverbrauch betrug von 1979 bis 2005 durchschnittlich 3.800 Liter im Jahr.
Als ich 2005 anfing , mich mit der Frage zu beschäftigen, wie kann ich die Heizungskosten senken, kostete das Heizöl 0,45 € pro Liter. Dass der Preis von Rohöl pro Barrel die 100 dollar Marke sprengen würde und das Heizöl auf 0,75 Euro Cent in Dezember 2007 steigen würde, konnte niemand vor 2 Jahre voraussehen ! Im Sommer 2008 streifte der Heizölpreis sogar die 1 Euro Grenze. !
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Februar 2006 : Überlegung, welche Massnahmen ich treffen möchte, ohne das Haus komplett umbauen zu müssen. Die Zentralheitung mit Heizkörpern muß also bleiben. Also Evaluierung der Vorteile, Nachteile der möglichen Varianten, Kosten/Nutzenrelation, Solaranlage ja, aber wie groß ? Wasserführender Heizkamin oder ein einfacher Konvektionsheizkamin anstelle des alten und (ineffizienten) offenen Kamins. Effizienz, Rentabilität, Amortisation etc. etc. Lauter Fragen mit Fragezeichen ! Mit schwebt eine Kombination Öl + Solar + Heizkamin , es ist aber schwer brauchbare Daten bzw. Erfahrungswerte über die reale Effizienz zu finden, und mit den Versprechungen von Werbeprospekten bin ich vorsichtig. Mai 2006 : Ergebnis; ich bin genau so schlau wie am Anfang . Ich konnte nirgendwo Erfahrungswerte eines vergleichbaren Projektes nachlesen . Es ist im Prinzip alles möglich... Der Besuch einer grossen Fachmesse wie der Mannheimer Maimarkt bringt mich kaum weiter ! Die angesprochene Firmen zeigen wenig Interesse an meinem Projekt! Eine einzige Firma auf alternativheizungen spezialisiert kam bei mir vorbei aber ein Angebot habe ich dann nie erhalten. Offensichtlich ist ein solcher Umbau in einem bewohnten Haus schwer kalkulierbar.
Ich treffe dann durch Zufall Werner am Flugplatz. Werner ist Heizungsmeister a.D. mit viel Fantasie mit einem Faible für Öko-Heizsysteme. Wir sind uns schnell einig und zusammen packen wir das Projekt an. Es gibt im Vorfeld viel Diskussion. Werner will natürlich das Grösste, das Beste und das Teuerste....Aber wir finden kompromisse und das Projekt kann los gehen ... Er ist der Maestro und ich der Mann fürs Grobe (und gleichzeitig Finanzkontrolleur ). Das beigefügte Schema der Anlage ( PDF Datei der Firma Solar Novum) soll zeigen wie "einfach" eine solche Heizungsanlage mit 3 vernetzen Wärmequellen ist und funktioniert.
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Es sieht für den Laien wild und kompliziert aus, aber es ist es nicht. Sie besteht aus:
- einem konventionellen Ölkessel (der bei der Gelegenheit erneuert wurde).
- einer 13,5 m2 Kollektoren-Solaranlage ( 32° Dachneigung, 210 °Orientierung, also S/SW) .
- einem Wasserführenden Heizkamin ( 5+10 KW) im Wohnzimmer als Ersatz zum alten offenen Kamin.
Einbauzeit: 3 Monate zu 2 bei Halbtagsbeschäftigung. Eine schwierige Arbeit war die Montage der Sonnenkollektoren im Juli bei 35 ° Hitze auf den glühenden Dachzielgeln. Die 2 Betondecken mit viel Moniereisen für die Leitungen durchzubrehen, das hat mir nicht gerade Spass gemacht. Für den Verkleidung vom Kamin musste ich in Frankreich das passendes Klinker-Material nachkaufen und dies war nicht einfach. Mein schöner offener Kamin sollte nämlich so aussehen wie vorher ! Gesamtkosten 14.000 Euro.
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- Der Kamin-Kessel vom Typ T 700 ACO vom Hersteller ADBAR (Polen) wurde über einem Internet-Händler www.kotly.com in Polen für 1400 € direkt gekauft. Ein sehr günstiger Preis ! Die Bestellung / Lieferung von Kotly ging reibungslos über die Bühne. - Der neue Ölkessel +Brenner der Firma HANSA wurde über einen E-Bay Power Seller auch günstig für 1500 € eingekauft.
- Die Solaranlage von Solar Novum mit 6 Kollektoren ( 13,5 m2), 2 Speicher (800 + 200 Liter) , Steuerung und Kleinkramm schlug mit 6.200 € zu Buche.
- Und rund 5400 € für Lohn , Kleinkramm und sonstige Nebenkosten.
Beim richtigen Einkauf kann schon 3000 Euro locker einsparen. E-Commerce macht es möglich !
Teuer als erwartet war das unzählige Installationszubehör, Kupferrohre (80 laufenden Meter ! ) , Fittings, Pumpen, Ventile, Rohr-Isolierung, tonnenweise Kleinkramm aus dem Baumarkt. etc.
Der Bundeszuschuss (BAFA) wurde in Okt. 2006 mangels Masse abgewiesen aber in Januar 2007 neu beantragt und auch ein halbes Jahre später ausgezahlt: 1000 € .
Ende September 2006 war alles fertig für die Abnahme durch den amtlichen Schornsteinfegermeiser, der berühmter "Schorni ".
Und der hat geguckt ! So eine Anlage hatte er noch nicht gesehen und das soll etwas bedeuten, da er mehrere Gemeinden mit ca. 30.000 Einwohnern betreut. !!!
Der polnische Kamin-Kessel mit dem CE Zeichen und Einbau/Betriebanleitung in Deutsch wurden dabei anstandlos abgenommen.
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Bilanz nach zwei Heizperioden von Okt. 2006 bis April 2008.

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Von 1979 bis 2005 haben wir für unser Haus mit ca. 180 m2 durchschnittlich 3.800 Liter Heizöl / Jahr verbraucht. Die Kosten spielten bislang kaum eine Rolle, weil das Öl billig war. Per Ende 2006 hatte ich schon ein paar Hundert Liter Öl weniger verbraucht, weil die Solarheizung seit dem Juli im Betrieb ist. Am 30 März 2008 habe ich dann die Öltanks exakt nachgefüllt. Seit Okt. 2006 hatte ich genau 2000 Liter gebraucht, also nur 1000 Liter pro Jahr. Bis auf das Holzfeuer im Wohnzimmer läuft alles vollautomatisch. Die Steuerung ist einfach. Es werden über Fühler die Wassertemperaturen gemessen und verglichen, wie bei jedem konventioneller Wasserboiler und entsprechende Pumpen bzw. 3-Weg Ventile aktiviert. Und solange im oberen Bereich des 800 Liter Pufferspeichers die Wassertemperatur 5 ° Höher liegt als der Rücklauf der Heizungszirkulation steuert ein 3-Wegventil das heisse Wasser des Speichers durch den Heizungskreislauf und der Ölbrenner springt nicht mehr an. Die Rücklauftemperatur am Ölkessel ist allerdings auf minimalen 35° eingestellt. Bei einem "normalen" Kaminfeuer wird sich der Kreislauf bei +/- 40 ° einpendeln und bis man ins Bett (gegen 23-24.00) geht, erreicht dann der Pufferspeicher bis 50 ° im oberen Bereich und 40° im unteren Bereich. (click to enlarge)
Dieser Überschuss wird dann in der Nacht verbraucht. Am nächsten Morgen gegen 6 oder 7:00 hört man dann die Ölheizung wieder anspringen. Die Solaranlage läuft ebenfalls automatisch. Sobald die Sonne scheint, wird zuerst der Brauchwasserspreicher (200 Liter) bedient. Wenn er die Solltemperatur erreicht hat (Sommer 60°, Winter 50°) wird dann die überflüssige Dachwärme (über ein 3-Weg-Ventil) in den 800 Liter Pufferspeicher umgeleitet. Aber machen wir nichts vor. Von November bis Ende Februar ist es meist bewölkt und wenn der Himmel Klar ist, ist er meist durch Hochnebel verschleiert. Die Einstrahlungsdauer ist außerdem ziemlich kurz ( 3-4 Stunden am Tag zwischen 10 und 15.00 ) und der Einstrahlwinkel ist so flach, weil die Sonne doch ziemnlich tief hängt. Kurz gesagt können die Sonnenkollektoren den 200 Liter Brauchwasser-Speicher gerade noch versorgen kann aber dann ist Schluss. Die sog. "Heizungsunterstützung" ist in diesem Zeitraum eher theoretisch und bei mir wenigstens nicht nennenswert. Es ist meine Erfahrung. De Facto wird der 800 Liter Pufferspeicher in dieser Periode fast auschliesslich vom Kaminfeuer angeheizt, nicht von der Sonne.
Aber, und jetzt kommt es:
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Bis Ende Oktober und dann wieder ab März, ist die Sonne schon so hoch und oft kräftig genug, dass der Pufferspeicher tatsächlich mitgeheizt wird. Das sind 3 geschenkte "Heiz-Monate", weil die Sonnenkollektoren mitheizen. Und im Sommer (Mai bis Sept.) ist der grosse Pufferspeicher meist bei 90°, so dass immer gernügend Wärme für das Brauchwasser vorhanden ist.
Die einzige Arbeit liegt beim Zündeln im Wohnzimer aber die Romantik eines Heizkamins ist schließlich erwünscht: Zerst muss man viel, viel Brennholz organisieren. So einfach ist es nicht mehr und es kostet auch Geld, ca. 40 € pro Festmeter im Wald (Stand Herbst 2006). Diese Arbeit kann man nur unter dem Konto Sport + Hobby verbuchen! Holz "machen" erfordert eine Angfangsinvestition: eine Motorsäge, die vorgeschriebene Schutzbekleidung, einen Motorsägeschein, sinnvollerwiese eine starke Spaltmaschine, einen PKW-Anhänger und viel Platz um das Holz zu lagern !
Man muss den Heizkamin auch täglich reinigen, Asche raustragen, Kaminfernster putzen etc ....
Bei 200 HeizTagen im Jahr brauchte ich dann gut 8 bis 9 Festmeter, Dies entspricht ca. 12-13 Ster (oder Raummeter).
Diese Arbeit muss einem keinen Spass machen. Wenn nicht, dann ist die reine Öl- oder Gazheizung die bessere Lösung !
Kalkulaltionsüberschlag:
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Früherer Verbrauch 3.800 Liter/Jahr Heizöl x 0,55 € = 2.090 € / jahr (Stand Okt 2006)
Oder 3.800 x 0,90 = 3.420 € / Jahr ( Stand Sommer 2008)
Winter 2006 und 2007 = 1000 L.Öl pro Jahr x 0,55 € = 550 € + 200 € Holz = 750 €.
Ersparnis = 2090 - 750 = 1.340 € / Jahr.
Bei einer Investition in Höhe von 13.000 € ergibt sich eine Amortisationszeit in etwa 10 jahren.
Beim Rekord-Ölpreis vom Sommer 2008 mit rd. 0,90 €/Lt
3420 € - 750 € = 2670 € Ersparnis / Jahr . Dies ergibt eine Amortisation in nur 5 Jahren !



Als  weitere  Massnahme zur Senkung  der Heizkosten wurden  im Sommer 2008  die  alten Fensterscheiben ( Ug Wert 3.0) durch eine modernen Dämmverglasung vom Typ  "Climaplus Ultra N"  mit einem  Ug Wert von 1,1  ersetzt. 
Der Austausch  in eigener Regie war  viel  billiger als erwartet:  die 13,5 m2  Glasfläche kosteten lediglich 1100 Euro. inkl.  Rücknahme der alten Scheiben (Lieferant : Glasmanufaktur Herzog in Kirrlach) 
Das schwierigste  für den Umtausch war die gehefteten  Holzleisten von den Holzrahmen  sauber zu entfernen ohne diese zu beschädigen.
Hier auf dem Foto  kann man  den Unterschied  zwischen  alten Verglasung  links   und neue  Verglasung  rechts gut erkennen, und  ausserdem wo noch bei der  Wandämmung noch Handlungsbedarf besteht. Für professionelle Thermoaufnahmen kann ich  hier Herrn Moll empfehlen, siehe   www.thermografie-preiswert.de.


Patrick Faucheron
Ölkessel (click to enlarge) Solar-Pumpe (click to enlarge) Heizungsraum (click to enlarge)
Ölkessel     -    Solarpumpe     -    Heizungsraum
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Klinkerplatten    -    Sockelplatte
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Boiler / Kaminkessel    -    Kesselinstallation
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Wiederaufbau des Kamins    -    Fertig ist der neue Kamin mit Wasserheizung!
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Vor dem Winter    -    ...jetzt kann der Winter kommen !


Copyright Text + Fotos: Patrick Faucheron